Lebendiger Informatikunterricht

 

Worauf soll sich ein Informatiklehrer an einer Steinerschule in erster Linie fokusieren ?

Sind es die Grundlagen der Anwenderprogramme Word, Powerpoint, Excel der Office-Familie ?
Sollen die Schüler die Entwicklungsgeschichte der EDV vom ersten Computer Zuse bis heute kennen ?
Müssen den Schülern die Vorteile und Gefahren von Social Media Netzwerken aufgezeigt werden ?

DSC06711Für mich als Fachlehrer stehen zur Zeit pro Woche zwei Lektionen Informatikunterricht ab der 9. Klasse zur Verfügung. Und zwar ein halbes Jahr lang. Wenn ich dann noch Ferien, Praktikas und sonstige Ausfälle abziehe, bleiben in der Regeln noch ca. 15 Doppellektionen übrig. In dieser, doch relativ begrenzten Zeit ist es mir ein Anliegen, zuerst einmal in den ersten 1-2 Lektionen herauszufinden, wo die Schüler im Bezug auf das Thema stehen.

Ich stelle Fragen, lasse sie recherchieren, ein Gedicht (Rumi) gestalten und ein paar Aufgaben lösen. Dann habe ich eine gute Übersicht über das Wissen und die Erfahrungen der einzelnen Schülern. Darauf aufbauend gestalte ich den Unterricht immer wieder ein bisschen anders. Aber grundsätzlich ist es mir ein Anliegen, dass sie in diesem ersten halben Jahr lernen, Word und Powerpoint anzuwenden. Denn fürs Praktikum sind korrekte Lebensläufe, Bewerbungschreiben notwendig. Und in zahlreichen Fächern und bei Abschlussarbeiten kommt immer wieder Powerpoint zum Einsatz.

Weiter möchte ich die jungen Menschen auf die faszinierenden Möglichkeiten des digitalen Universums hinführen, die in fast allen Lebensbereichen inzwischen fest verankert sind. Gleichzeitig gehen wir jedoch auch schwierigere Themen an (Projektarbeiten, Vorträge, Präsentationen) wie zum Beispiel «Cybermobbing», falsche Identitäten, Cyberkriminalität, Suchtverhalten und vieles mehr. Ich möchte, dass ihnen bewusst wird, dass das Internet, der Computer, etc. moderne Werkzeuge sind, die sinnvoll eingesetzt, sehr viel Kreatives erschaffen können, jedoch auchoft missbraucht werden.

Am Ende des Jahres gibt es meistens einen persönlichen Vortrag über den «Traumberuf». Damit haben sie die Möglichkeit, bevor sie ein Praktikum, eine Lehre oder ein Studium beginnen, schon mal herauszufinden, ob ihr Traumberuf ihren Wünschen wirklich gerecht wird. Es kam bereits mehrmals vor, dass Schüler während der Recherche herausfanden, dass ihr Traumberuf ganz anders aussieht, als sie sich diesen vorgestellt haben !

Schulen der Zukunft

 

Das alte Schulmodel hat definitiv ausgedient!

Das spüren wir Lehrer, die Eltern und allen voran unsere Kinder!

Kein Wunder, die Grundlage unseres Schulsystems (egal ob Volksschule oder Privatschule) basiert auf einer Zeit, die längst vergangen ist. Anfangs des vergangenen Jahrhunderts ging es vorallem darum, allen Kindern einen Schulbesuch zu ermöglichen und die Kinder zu «vollwertigen» Mitgliedern der Gesellschaft zu machen. Diese Gesellschaft stand jedoch ganz im Zeichen der industriellen und später technisch-elektronischen Revolution.

Den Kindern wurde Wissen eingeimpft, Fähigkeiten beigebracht, Verhaltensregeln eingebläut welche in der rasch wachsenden Geschäftswelt gefragt und gefordert wurden.

Jetzt, hundert Jahre später, spüren die Kinder den gleichen Druck wie die Erwachsenen : Schneller, Höher, Weiter !

Aber das kann nicht gut gehen ! Und das wissen, sehen und erleben wir täglich am eigenen Leib. Darum brauchen wir eine neue Grundlage für unsere Schulen.

Rudolf Steiner, ein Visionär wusste/ahnte jedoch bereits vor knapp 100 Jahren, was auf uns Menschheit zukommen wird, wenn wir die Richtung, die wir eingeschlagen hatten, nicht ändern würden. Daher setzte er auf eine Pädagogik, welche die jungen Menschen in die Freiheit führt. Eine menschenorientierte Pädagogik, die damals und auch heute noch getrost als revolutionär bezeichnet werden kann.

Inzwischen ist mehr oder weniger alles, was er damals aufgezeigt hat, wissenschaftlich bewiesen worden. Die moderne Hirnforschung (in Europa allen voran Dr. Gerald Hüter) zeigt ganz klar auf, dass das alte System nicht mehr greift und nur noch zur Schulverdrossenheit führt.

Eine Schule muss jedoch ein Ort voller Freude, Kreativität und gemeinsamen Lernen (Schulgemeinschaft) sein. Und genau hier setzen die Waldorf-Steiner-Schulen an. Die Individualität der Kinder wird ernst genommen, Notendruck gibts keinen und die Schulgemeinschaft (Eltern, Lehrer, Kinder) sind gemeinsam bestrebt, das persönliche Wachstum der Kinder ins Zentrum zu stellen.